Unser Teil 1 – Eine venezianische Gondel in Erfurt – Hintergrund und Ankunft endete in diesem Blog mit der Information: „Alex und Daniel planen Ende November 2023 den Restaurationsstart und wollen Ende Frühjahr 2024 das Projekt beenden.“ 😉
Ganz so leicht, wie anfangs gedacht, war das jedoch nicht.
Die Beiden betrachteten über längere Zeit diese sehr restaurierungsbedürftige Gondel und stellten fest, diese Gondel wieder in ihre ästhetische, physische und historische Form zu bringen, wirkt fast wie unmöglich. In der Planungs- und Vorbereitungsphase Frühjahr 2024 fuhren Alex und Daniel nochmal nach Venedig. Sie hatten um eine Audienz bei Lorenzo Della Toffola gebeten. Er ist seit vielen Jahren der Inhaber der ältesten Werft Venedigs – der Squero San Trovaso. Schon bei unserem ersten Treffen im Oktober 2023 war er interessiert und offen für unser Projekt. Er sagte: „Wenn wir Hilfe und Expertise benötigen, dann steht er uns sehr gerne zur Seite.“ Dieses Angebot haben die Beiden nun sehr gerne angenommen.
Sehr viel Input kam rein und Lorenzo gab noch Einiges an Restaurierungsmaterialien mit…u.a. Kleber oder Originallacke.
Mit viel Optimismus und realistischen Umsetzungsgedanken/-plänen kamen die Beiden zurück und Alex zog sich die sehr herausfordernde Restaurierungsaufgabe komplett an Land. Aus dieser alten, zerstörten Gondel wieder ein Schmuckstück entstehen zu lassen, ist genau sein Ding…ganz der Devise -je komplizierter, desto besser.
Wir haben jetzt Juni 2024 und verschiedene Schritte sind geschehen.
1. Eine komplette Entkernung war unumgänglich. Die Hülle blieb bestehen, der Rest musste weg. Die Gondel (stark verzogen) wurde dann in ein Netz von Spanngurten gehangen. Durch den Zug der Spanngurte wurde das Boot nach und nach wieder in Form gebracht.
2. Pappelsperrholz wurde auf die Planken aufgeleimt
3. Es wurden für den groben Spanten Bau 2 Schablonen angefertigt. Der Schwierigkeitsgrad bei den Spanten einer venezianischen Gondel…sie wirken gleich, sind es aber nicht. Die Spanten sind die Form-gebenden Rippen zur Verstärkung des Rumpfes bei Gondeln. Die Herstellung unserer Querspanten für die Innenseite der Gondel erfolgte im Schritt 1 durch den groben Ausschnitt mit den Schablonen.
4. Wenn man in die Innenseite der Gondel schaut, muss die Flucht der Spanten passen. Die Spanten müssen gleich breit von der Bordwand sein. Um das zu bewerkstelligen hat Alex für die Feinarbeit ein Parallelanreißer gebaut. Es ist ein Anreißwerkzeug mit Bleistift und Zirkelspitze. Dieser wird verwendet, um Risslinien, die parallel zur Auflagefläche verlaufen, auszuführen. Dadurch werden vor allem Parallellinien mit hoher Genauigkeit geschaffen. Während man den Schenkel an der Referenzfläche entlangführt, wird mit dem Bleistift die Markierungslinie gezogen. Die Bordwand wird von hinten auf vorne übertragen. So entstehen nach und nach die Querspanten der rechten Seiten. Der letzte Feinschliff wird mit einem Schleifgerät ausgeführt.
5. Die Spanten der Gegenseite sind in der Herstellung einfacher…wenn die Theorie von Alex wirklich aufgeht 😊. Theoretisch ist eine Übertragung der einzelnen Spanten seitenverkehrt auf Holz machbar und es entsteht dabei das exakte Pendant.
Wir dürfen gespannt sein…